„Unteilbar“ Demonstration in Berlin
14.6.2020 – „Unteilbar“ Demonstration: Redebeitrag von ‚Réenchanter l’Afrique‘ bei dem Band der Solidarität
In der aktuellen „Corona-Krise“ ist viel von ‚Solidarität‘ die Rede. Gilt sie allen Menschen?
Unsere Solidarität gilt heute besonders denjenigen, die unsichtbar sind, im Schatten der Gesellschaft leben.
Menschen, die vor Armut, Unterdrückung, Verfolgung, Diktaturen und Krieg nach Deutschland geflohen sind. Sie hofften, hier bessere Zukunftsperspektiven zu finden. Sie möchten die Sprache lernen, Arbeit und eine Wohnung finden, ihre Familien und Angehörigen unterstützen und ein selbstbestimmtes Leben führen.
Das wird ihnen häufig verwehrt. Statt sie willkommen zu heißen, werden sie nur ‚geduldet‘ und müssen jahrelang in unwürdigen Verhältnissen leben:
- oft in Asylunterkünften, isoliert von der einheimischen Bevölkerung
- häufig ohne Chancen die deutsche Sprache zu erlernen
- ohne das Recht zuarbeiten und ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten zu können
- ohne die Möglichkeit, ihre Familien in den Heimatländern zu unterstützen
- konfrontiert mit bürokratischen Anforderungen, die sie nicht verstehen, sowie mit alltäglichem Rassismus und Demütigungen
- immer wieder von Abschiebung bedroht
Zuerst die häufig traumatisierenden Erlebnisse in ihrer Heimat und auf der Flucht und nun diese Erfahrungen in Deutschland. Viele werden krank davon, sind verzweifelt, von Albträumen geplagt.
Auch in unserer Gruppe ‚Réenchanter l’Afrique‘ gibt es Menschen, die diese Erfahrungen gemacht haben. Und viele tausende machen sie immer noch. Ungezählte sind gezwungen, ohne Papiere hier zu leben – vollkommen rechtlos und besonders gut ausbeutbar. Und zudem noch als ‚Kriminelle‘ geächtet.
Im Artikel 1 des deutschen Grundgesetzes heißt es: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Jeder hat das Recht auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit.
Wir finden es unerträglich, dass diese Grundrechte für geflüchtete Menschen nicht gelten.
Und wir finden es nicht akzeptabel, dass Bewegungsfreiheit, das Recht seinen Lebensort selbst zu bestimmen, nur für Menschen aus den reichen Industrienationen gilt und nicht für Menschen aus Afrika, Asien und Lateinamerika.
Solidarität ist unteilbar!
Sorgen wir dafür, dass sie auch diejenigen erfahren, die unsichtbar im Schatten unserer Gesellschaft leben und dass ihre unwürdige Lebenssituation immer wieder öffentlich benannt wird. Unsere Forderung: Geflüchtete Menschen, die schon jahrelang hier leben, müssen das Recht bekommen, zu arbeiten und ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten zu können.